Vorwort
der Stadt- und Kirchengemeinde Kroppenstedt

Kroppenstedt, eine Kleinstadt von etwa 1750 Einwohnern, liegt 20 Kilometer östlich von Halberstadt im Bundesstaat Sachsen-Anhalt an der Bundesstraße 81, die dort einen Teil der "Romanischen Straße" bildet.

Im Zusammenhang mit einer Lehensvergabe wird Kroppenstedt bereits im Jahre 934 erstmals erwähnt. Ein berühmter Sohn der Stadt war um 1192 Erzbischof Ludolf von Magdeburg. Er kämpfte tapfer und königstreu; an seiner Seite stand eine Garde von 40 Kroppenstedter Reitern. Das waren Bauern, die dafür mit sogenannten Reithufen-Äckern dotiert waren.

 

Diese "Reithufenstiftung", die alle Zeitläufe überlebt hat und der heute noch ein ehrenamtliches Reithufen-Kollatoren-Kollegium vorsteht, vergibt durch Losziehen Ackerland an ortsansässige Bauern. Die Pachterträge sind bestimmt für die Erhaltung kirchlicher und städtischer Gebäude, für kulturelle Aktivitäten und mildtätige Zwecke in der Stadt. Deshalb trägt Kroppenstedt den Beinamen "Reithufenstadt".

Eine Blütezeit erlebte Kroppenstedt im 16./17. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammen die meisten Häuser. Ein mittelalterliches Kleinstadt-Ensemble ist zwischen Eulenturm und Martinikirche erhalten geblieben, in dem sich die Gebäude der Geistlichkeit und der ehemaligen Schulen befinden. Im ältesten Schulgebäude hat heute das Heimatmuseum seinen Platz gefunden.
Berühmt ist das in Europa einmalige, über vier Meter hohe Freikreuz, das 1248 erwähnt und 1651 in Stein neu errichtet wurde. Ebenso sind bis heute die doppelten Stadtmauern erkennbar, unterbrochen von vier Wehrtürmen und drei Tor-Türmen. Die Stadttore wurden allerdings 1814 abgebrochen, als die von Napoleon 1806 geraubte Quadriga des Brandenburger Tores in einer nationalen Prozession nach Berlin zurück geführt wurde.

Das Rathaus von 1598 gegenüber dem Freikreuz enthält noch Gefängniszellen; in einer von ihnen musste der Orgelbauer Esaias Compenius gegen seinen Willen eine Zeitlang "logieren".

Eine wahre Fundgrube für Informationen zur Geschichte der Stadt ist das historische Archiv im gotischen Tonnengewölbe des Rathauses. Hier hat unter anderem die Korrespondenz zwischen dem Orgelbauer Compenius und dem Stadtrat "überlebt", die sich über zehn Jahre hinzog und von allerlei Vertröstungen durch den Orgelbauer bestimmt war.

Dass der Orgelbau so lange dauerte, daran war sicherlich nicht unwesentlich der musikliebende Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel beteiligt. Sein in Auftrag gegebener Orgelbau im Schloss Hessen verzögerte den Kroppenstedter Orgelbau erheblich. Nach dem Tode des Herzogs vermachte seine Witwe das Hessener Orgelwerk ihrem Bruder, dem dänischen König Christian zum Geschenk. Nicht nur das bildet die Verbindung von Kroppenstedt zum dänischen Königshaus, sondern auch die Besuche von Christian, dem Neffen des dänischen Königs, in Kroppenstedt; das belegen Beschreibungen von 1596 und 1617 im Stadtarchiv. Über den zweiten Besuch vermerkt der damalige Stadtschreiber:

"Anno 1617 am 4. November hadt der Edle, Gestrenge und Ermäße Frantz Behr, Haubtman zu Gröningen und Crottdorf, das Landgericht Alhir gehalten. Als ehr unvermeltes Tages gar frue noch for Tage ufm Radthause angelangett (...) allein Steffen Saurlandt, damals Küchenher, in der Küchen ufgewartgett, hadt der Haubtman (...) erwehnet, das ehr den Haubtman Frantze zu Egeln zur Gaste geladen, welcher umb 10 Uhr alhir anlangen werde. Nicht lange nach diesem ist unres gnedig Fürsten und Herrn Mundkoch, welchen doch Niemand erkandt, In die Küchen gangen kommen (und fragte ...) ob nicht etwa ein Mandel Öpfel vorhanden weren, und sagten was mehr, ehr sollte dem Haubtman ein seltzen süplein machen. Alß nun ein Erbar Radt fast Unrecht vermercket, hat derselbe auch Forschung gethan, was das vor eine Bedeutung möchte haben, und eigentlichen (Grund) erfahren (...) daß der Bischof von Halberstadt unser Gnediger Fürst und Herr (Christian), umb 10 Uhr Zu uns Zu Gaste kommen würde. Da hat ein Erbar Radt sich bemühett und so viel In solcher eil hat geschehen kennen geschaffet, daß die Malzeit zubereitet worden. Der Haubtman aber weil aber nach Zerbster bier und Wein gefragett Undt nicht vorhanden gewesen, haben Ihr Kön. Maj(estät)wasser trinken wollen. Und ob wol uff anregen des stolmeisters Cropp(stedter) bier Kön. Majtt. Durch den Bürg(meister) Andreas Thederß Im Wilkomen fürgetragen, und gebeten, Ihr Kön. Majtt. Wollen doch einen Trunck thun, habe derselbe ge(...) Ich Magk (...) der Jene H(ohe)Herr aber haben wol (...) 12 g(roschen)an Croppensteischen bier vertruncken, undt Ihnen wolgeschmeckett. Dieses Ist also umb Dechniswillen an diesem ort verzeichnet".

Christian ging schließlich als der "tolle Christian" in die Geschichte des 30-jährigen Krieges ein, wo er für den Protestantismus kämpfte. Er starb im Jahre 1624.

Damals war Kroppenstedt bereits protestantisch. Kirchlich hatte die Martinsgemeinde zu Kroppenstedt bis zur 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts nur einen Pfarrer. Die Besetzung der zweiten Pfarrstelle durch einen Diakon erfolgte durch den Rat der Stadt. Der erste Diakonus war Cunradus Neander 1562. Zum Zeitpunkt des Orgelbaues hatten Sebastian Bule (1600-1615) die sogenannte Oberpfarrstelle und Bartholomäus Neumann (1600-1620) die Diakonatsstelle inne. Um 1700 wurde die Stelle des Diakons mit dem Rektor besetzt. Heute wird die evangelische Gemeinde Kroppenstedt, die zum Kirchenkreis Halberstadt zählt, von einem Gemeindepädagogen geleitet.

Es besteht auch eine kleine katholische Gemeinde, die von Gröningen aus seelsorglich betreut wird. Die evangelischen und katholischen Gottesdienste finden in der Martinikirche statt.

Da die ehrenamtliche Organistenstelle zur Zeit nicht besetzt ist, wird die Orgel in den Gottesdiensten durch einen "Orgamat" bespielt, einen Orgelspiel-Automaten, der durch Disketten gesteuert wird, auf denen Liedbegleitungen und andere Orgelstücke gespeichert sind.

Heute sind Kroppenstedt, Krottorf, Gröningen und Großalsleben in der Verwaltungsgemeinschaft Gröningen zuammengeschlossen. In Kroppenstedt gibt es einen ehrenamtlichen Bürgermeister.

Kroppenstedt verfügt über eine Kindertagesstätte, Grund- und Sekundarschule, Arzt- und Zahnarztpraxen, Einkaufsmöglichkeiten, Gaststätten und Restaurants und ein reges Vereinsleben. Im Ort sind tätig: der Heimatverein "Die Kroppenstedter e.V.", der Landfrauenverein "Goldene Ähre", ein Gartenbauverein, der Sportclub 1993 (für Fußball und Gymnastik), die SV Germania 90 (für Kegeln und Gymnastik), ein Schützenverein, ein DRK-Ortsverein, ein Kleintierzuchtverein und eine Jagdgemeinschaft.

Vor einigen Jahren ist in Zusammenarbeit zwischen Kirche und Heimatmuseum der Gedanke entstanden, ein Buch über unsere historische Orgel herauszugeben. Unterstützung für diese Idee kam von der Ständigen Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e. V. (MBM) mit dem Sitz im Kloster Michelstein bei Blankenburg. Tatkräftige Hilfe kam von Per Kynne Frandsen, dem Organist von Schloss Frederiksborg bei Kopenhagen, von Orgelbaumeister Mads Kjersgaard aus Uppsala in Schweden, der die Compenius-Orgel in Frederiksborg restauriert hat, dann von Dr. Wolf Hobohm, dem wissenschaftlichen Leiter des Zentrums für Telemann-Pflege und Forschung Magdeburg, und dem Organist Stefan Nusser aus Burg bei Magdeburg. Sie haben dankenswerter Weise wertvolle Erkenntnisse zusammengetragen. Allen sei Dank gesagt, die sich für dieses Projekt engagiert haben, besonders dem Verfasser dieses Buches, Professor Gottfried Rehm, Fulda, und Herrn Erco von Dietze für Vermittlung und Realisierung dieses Vorhabens.

Kroppenstedt, im Frühsommer 2002

Joachim Willamowski, Bürgermeister
Monika Schmidt, Stadträtin für Kultur
Jürgen Vogel, Gemeindepädagoge

     

 

 

Kontakt: Jürgen Vogel, Gemeindepädagoge | Kirchstrasse 16, 39397 Kroppenstedt | Tel.: 039264 - 248 | Fax: 039264 - 92023
eMail: kirchenscheune@t-online.de
Webdesign by:
www.cdh-concept.de
Ort und Kirche. Geschichte der Orgel. Esaias Compenius d. Ä. Literatur zum Thema. Quellenangaben. Impressum. Wiedereiweihung - wir freuen uns auf Ihr Kommen! Kontaktadressen. Home - zurück zur Startseite. Home - zurück zur Startseite. Home - zurück zur Startseite. Vorwort der Stadt und Kirchengemeinde Kroppenstedt. Ort und Kirche. Geschichte der Orgel. Esaias Compenius d. Ä. Der Orgelbau durch Esaias Compenius. Die weitere Geschichte der Compenius-Orgel. Die Compenius-Orgel von Schloss Hessen bzw. Frederiksborg. Die Orgelbauerfamilie Compenius. Zusammenfassung. Anmerkungen und Quellen. Anhang. Wiedereiweihung - wir freuen uns auf Ihr Kommen!